Quelle: pixabay
Die spirituelle Dimension des Helfens
Was bringt es uns eigentlich, anderen Gutes zu tun? Was ist der spirituelle Hintergrund? Dienen solche Aktionen nur dazu, unser Gewissen zu beruhigen? Können wir für das Leben nach dem Tod Pluspunkte sammeln, wenn wir anderen helfen? Oder ist es sowieso vollkommen egal, was wir tun? Diesen Fragen möchte ich hier nachgehen.
Gehören wir alle zu einem großen Ganzen?
Oft hört man Sätze wie „Jeder ist sich selbst der nächste“ oder Ähnliches. Besteht also die beste Strategie im Leben darin, darauf zu schauen, dass es einem selbst gut geht? Sollte man danach streben, möglichst viele Vorteile für sich herauszuholen? Den ersten Satz unterschreibe ich sofort. Das mit den Vorteilen, die man für sich herausholt, ist allerdings zu hinterfragen.
Aus einem spirituellen Blickwinkel müssen wir zunächst ein oder zwei Schritte zurückgehen und die Frage stellen: „Wer sind wir eigentlich?“ Sind wir Menschen auf unseren physischen Körper beschränkt und erlischt unser Bewusstsein nach unserem Tod? Wenn ja, dann ist es eine schlaue Strategie, zu sagen: „Ich schaue möglichst gut auf meine Interessen, und was mit den anderen ist, das kann mir egal sein. Hauptsache, ich habe ein schönes Leben und nutze die Zeit, die mir hier auf der Erde gegeben ist.“
Wenn es aber so sein sollte, dass wir alle einen unsterblichen, ewigen, spirituellen Kern haben und Seelen sind, die sich entwickeln und Erfahrungen machen, dann stellt sich die Sache etwas anders dar. Dann kommt nämlich sofort die Frage auf, woher wir eigentlich gekommen sind, wohin wir gehen, und was der Ursprung unserer Existenz ist. Sehr viele Religionen und spirituelle Traditionen gehen davon aus, dass wir alle aus einem „großen Ganzen“, einem universellen Bewusstsein hervorgegangen sind. Der Hypnotherapeut Dr. Michael Newton beschreibt in seinem Buch „Die Abenteuer der Seelen“ den Geburtsvorgang einer Seele. Darüber habe ich bereits im Blog-Artikel Nr. 42 berichtet.
Zu bedenken ist, dass wir als Seelen zwar aus dem großen Ganzen (universellen Bewusstsein) hervorgehen, aber nie völlig von diesem getrennt sind. Man könnte sich das so ähnlich vorstellen wie eine feine, aber unsichtbare Verbindung, die immer da ist.
Wir sind also die sprichwörtlichen „Fische im Ozean“. Die Fische und andere Lebewesen im Meer sind Teil des Ozeans. Würde der Ozean nicht existieren, dann würden auch sie nicht existieren. So ist es auch mit uns als spirituellen Wesen. Wir sind in ein großes Ganzes, eine große Einheit eingebettet, und diese Einheit unterstützt und belebt uns.
Der freie Wille
Das wirklich Geniale an unserer Schöpfung ist meiner Ansicht nach, dass das große Leben seinen Geschöpfen einen freien Willen mitgegeben hat. Das heißt, sie haben einen gewissen Spielraum, zu entscheiden, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln möchten. Die größte Herausforderung für uns als Menschen hier auf der Erde besteht zurzeit darin, sich bewusst zu machen, dass wir in dieses große Ganze eingebettet, also ein Teil davon sind. Es geht darum, zu erkennen, dass wir eben nicht isoliert und auf uns allein gestellt sind und daher um unsere Existenz kämpfen müssen. Dieses „Eingebettet-Sein“ in ein größeres Ganzes bringt mit sich, dass wir Unterstützung von diesem großen Ganzen erhalten, und uns auch gegenseitig unterstützen können und sollten.
Eine indirekte Möglichkeit, die Verbundenheit der Lebewesen untereinander zu spüren ist, den Schmerz bzw. den Widerstand wahrzunehmen, der auftaucht, wenn wir einander Schaden zufügen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass in uns ein innerer Widerstand auftaucht, wenn wir im Begriff stehen, anderen Menschen oder Lebewesen zu schaden? Was geht in jemandem vor, der im Begriff ist, eine andere Person zu schlagen oder verbal zu attackieren? Geht das so ohne weiteres? Fühlt man sich gut dabei, wenn man das tut oder taucht da eine gewisse innere „Bremse“ auf, bevor man es tut? Oft wird dieser innere Widerstand dadurch überlagert, dass wir in diesem Moment auf jemanden wütend sind. Wir glauben dann, dass wir voll im Recht sind, jemand anderem etwas heimzuzahlen oder auch ihn den Schmerz fühlen zu lassen, den er uns zugefügt hat. Aber in Wirklichkeit kostet es uns immer Überwindung, anderen Lebewesen Schaden zuzufügen. Aus meiner Sicht ist das so, weil wir auf einer gewissen Ebene eine Einheit bilden und alle miteinander verbunden sind. Das große Ganze ist sich dieser Einheit sehr wohl bewusst und zögert deshalb, sich selbst zu schaden.
Die Schlange im Wald
Man kann es vielleicht so veranschaulichen: Stellen Sie sich vor, sie wären eine sehr, sehr lange Schlange, die in einem Wald lebt. Sie sind so lang, dass sie ihren eigenen Schwanz nicht sehen können. Sie schlängeln sich also durch den Wald. Da sehen Sie plötzlich etwas, dass sich da vorne ebenfalls durch den Wald bewegt. Ein Feind! Sie nähern sich diesem „Etwas“ und beißen zu. Mit kurzer Verzögerung nehmen Sie einen Schmerz wahr. Das andere Lebewesen zuckt, und Sie selbst spüren einen Schmerz. Erst jetzt erkennen Sie, dass Sie sich selbst gebissen haben.
Ganz ähnlich geht es uns auch, wenn wir andere Lebewesen verletzen oder ihnen Schaden zufügen. Auf einer sehr hohen, spirituellen Ebene schaden wir uns damit immer selbst.
Dazu ist zu sagen, dass das große Ganze für den Planeten Erde wohl bis zu einem gewissen Grad eingeplant hat, dass die Lebewesen sich gegenseitig schaden. Immerhin ernähren wir uns hier voneinander. Das heißt, diese „Selbstverletzung“ ist – jedenfalls für unsere Daseinsform hier auf der Erde – wohl so in Kauf genommen worden.
Damit wir als Lebewesen erkennen, dass wir uns in einem großen Ganzen bewegen, bekommen wir von diesem auch immer wieder die Möglichkeit, die Dinge aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen und zu erleben. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass wir – wie es viele spirituelle Traditionen sehen – als Seelen öfters hier auf der Erde geboren werden. Dadurch bekommen wir die Möglichkeit, das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln kennen zu lernen. Es macht einen Unterschied, ob man das Leben auf der Erde z.B. aus Sicht eines Bauern oder eines Adeligen im Mittelalter erlebt hat. Es macht einen Unterschied, ob man im Reichtum oder in Armut aufwächst, ob man im Mittelmeerraum, in China oder auf dem Altiplano in den Anden lebt. Es macht einen Unterschied, ob man in diesem oder jenem Geschlecht da ist. Es macht natürlich auch einen Unterschied, ob man die Macht hat, über andere Lebewesen Kontrolle und Herrschaft auszuüben, oder ob man das nicht hat. Aber all das sind lediglich Erscheinungsformen und Ausprägungen des großen Ganzen.
Hilf den anderen, dann hilfst du dir selbst!
Natürlich kann man sich das mit dem Schlangen-Beispiel von oben auch in der umgekehrten, also positiven Richtung vorstellen. Wenn wir andere Menschen oder Lebewesen unterstützen, ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen und sich wohlzufühlen, dann unterstützen wir uns in gewisser Weise auch selbst. Mit unseren Handlungen unterstützen wir nämlich das große Ganze. Anders gesagt: Wenn ich jemandem anderen helfe, profitiere ich indirekt ebenfalls davon. Natürlich kommt es auf die Art der Unterstützung an. Wenn ich den anderen dabei unterstütze, lediglich seine auf sich bezogenen und wiederum für andere schädlichen Ziele zu verfolgen, dann gilt das natürlich nicht. Denn ich bin ihm dabei behilflich, dem großen Ganzen zu schaden und schade mir damit selbst.
Das ist – zugegebener Maßen – ein komplexes Thema, und man muss sich die Konsequenzen jeder Handlung auch immer im konkreten Einzelfall anschauen. Aber ganz allgemein bin ich überzeugt davon, dass es uns etwas bringt, andere zu unterstützen, weil wir eben nicht voneinander getrennt, sondern alle miteinander verbunden sind.
Die Verbundenheit aller Lebewesen kann man sich zwar mit seinem Verstand vorstellen, aber mit diesem allein nicht vollständig erfassen. Dafür kann man diese Verbindung mit seinem Herzen spüren. Wenn Sie sich mit Ihrer Aufmerksamkeit in das energetische Zentrum auf Höhe des Herzens in der Mitte Ihres Brustraums begeben, dann können Sie dort die Verbindung zum großen Ganzen, dem universellen Bewusstsein wahrnehmen. In diesem Zentrum befindet sich das Eingangstor in diese Bereiche. Wenn Sie Lust haben, dann nehmen Sie sich immer wieder einmal ein paar Minuten Zeit, in dieses energetisch-spirituelle Herzzentrum hineinzuspüren. Sie werden sehen, es zahlt sich aus!
Hinweis zu Kommentaren
Um Kommentar-Spam zu vermeiden, sind Kommentare deaktiviert. Ich freue mich aber sehr über Ihre Reaktionen! Schreiben Sie mir gerne, wie Sie über diesen Artikel denken. Ich werde dann Ihren Kommentar hier veröffentlichen. Bitte schicken Sie mir dazu ein E-Mail an kontakt@energetiker-pistauer.at.
Vielleicht interessieren Sie auch diese Artikel:
01 | Das Ego aus spiritueller Sicht
02 | Geschichte vom Mann, seinem Sohn und dem Pony
07 | Auf der Durchreise
09 | Werden, Vergehen und Ewigkeit
22 | Variationen des Lebens
23 | Aus dem Nichts?