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Eine Erzählung aus dem fernen Osten
Auf meinen vorherigen Eintrag „Das Ego aus spiritueller Sicht“ erhielt ich unter anderem die Rückmeldung, dass meine Ausführungen recht „kompliziert“ und nicht gerade leichte Kost waren. Das kann ich schon nachvollziehen. Daher hier zur Abwechslung und Illustration der Rollen von Seele und Ego (Persönlichkeit) eine kleine Geschichte:
Es war einmal ein Mann, der hatte einen Sohn. Sie besaßen auch ein Pony, das sie sehr liebten. Eines Tages lief das Pony weg und war nicht mehr auffindbar. Der Nachbar des Mannes kam herbei und rief aus: „Das ist ja schrecklich! Was für ein Verlust.“
Der Mann blieb allerdings ruhig und antwortete: „Es ist noch nicht vorbei.“ 2 Tage später kehrte das Pony unerwartet zurück und brachte auch noch ein wunderschönes weißes Pferd mit. Der Nachbar freute sich und sagte: „Oh, was für ein Glücksfall! Jetzt habt ihr nicht nur ein Pony, sondern auch noch ein schönes weißes Pferd dazu.“ Der Mann blieb aber wieder völlig ruhig und sagte nur: „Es ist noch nicht vorbei.“
Einige Tage darauf versuchte der Sohn des Mannes auf dem neuen weißen Pferd zu reiten. Er fiel jedoch herunter und brach sich ein Bein. Der Nachbar sah das, kam herüber gelaufen und rief: „Ojeh, was für ein Unglück! Jetzt habt ihr dieses schöne neue Pferd und da muss so etwas passieren. Wer wird dir jetzt bei der Arbeit helfen, wenn dein Sohn verletzt ist?“ Der Mann blieb auch diesmal ruhig und antwortete: „Es ist noch nicht vorbei.“
Tags darauf kam die Armee ins Dorf, um alle wehrfähigen jungen Männer für den Kriegsdienst einzuziehen. Als die Soldaten jedoch das gebrochene Bein des jungen Mannes sahen, ließen sie ihn zurück. Der Nachbar jubelte: „Was für ein Riesenglück, dass dein Sohn sich gestern das Bein gebrochen hat, sonst hätten sie ihn mitgenommen. Du musst überglücklich sein!“ Doch der Mann blieb wie immer ruhig und meinte nur: „Es ist nie vorbei.“*
In dieser Geschichte steht der Mann für unsere Seele, der aufgeregte Nachbar für unser Ego. Es lässt sich sehr stark von den momentanen Umständen beeindrucken. Die Seele nimmt die „Aufs“ und „Abs“ des Lebens viel gelassener, weil sie weiß, dass es in erster Linie um die Erfahrung geht und dass man nie genau wissen kann, wozu ein Ereignis gut ist.
Wenn wir es schaffen ruhig zu bleiben und in uns hineinspüren, können wir auch beim Auftreten unerwarteter Umstände oder in Zeiten von Ungewissheit oder Unsicherheit intuitiv feststellen, wie die Lage gerade ist. Die Kunst besteht nur darin, in der konkreten stressigen oder überraschenden Situation daran zu denken und es zu tun, wie ich aus eigener Erfahrung nur allzu gut weiß (nämlich anhand aller Situationen, in denen ich dann doch wieder ganz darauf vergessen habe).
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*Diese Geschichte habe ich leicht abgewandelt übernommen aus dem Buch „Feuer im Herzen“ von Deepak Chopra.
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