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Buchtipp: Michael Ende: “Momo”
„Momo“ – Ein Buch nur für Kinder?
Nun noch ein weiterer Buchtipp: „Momo“ von Michael Ende. Dieses Buch ist zwar offiziell ein Kinder- bzw. Jugendbuch, aber meiner Meinung nach auch sehr lesenswert für Erwachsene. Ich kam damit schon früh in Kontakt. Meine Eltern kauften mir – nachdem ich ja schon als Kind nicht gut sah- immer viele Hörkassetten, unter anderem auch ein dreiteiliges Hörspiel über Momo. Dieses Hörspiel hat mir damals sehr gut gefallen.
Tiefere Schichten der Geschichte
Als Erwachsener habe ich nun das vollständige Buch gelesen und dabei festgestellt, dass es viele Aspekte an der Geschichte gibt, die für Kinder möglicherweise nicht so verständlich sind. „Momo“ ist ein sehr spirituelles Buch. Es ist ein modernes Märchen, das in einer großen Stadt irgendwo im Süden Europas spielt. In den Ruinen eines alten Amphitheaters lebt ein kleines Mädchen namens Momo. Die Menschen aus der Umgebung kümmern sich um sie, versorgen Sie mit Essen und den wichtigsten Haushaltsgegenständen und ihre Kinder kommen ins alte Amphitheater, um mit Momo zu spielen und sich untereinander Geschichten zu erzählen.
Die herausragendste Eigenschaft an Momo ist, dass sie zuhören kann. Sie kann den Menschen so zuhören, dass diese dabei von selbst erkennen, was für sie wichtig ist, oder eine Eingebung haben zu einem Thema, das sie gerade beschäftigt. Auch kann sie so zuhören, dass Ratlose oder unentschlossene Menschen plötzlich wissen, was sie wollen.
In dieser großen Stadt tauchen nun rätselhafte graue Herren auf. Sie fahren graue Autos, haben graue Aktentaschen und paffen an kleinen grauen Zigarren. Es stellt sich heraus, dass sie von der „Zeitsparkasse“ kommen. Sie suchen die Menschen auf und überreden sie dazu, Zeit einzusparen und bei ihnen auf ein Konto einzuzahlen. Sie versprechen ihnen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt dann extrem viel Zeit haben werden und auf dieses Konto zugreifen können. In Wirklichkeit verschwindet die Zeit, die sie einsparen auf rätselhafte Weise. Momo und ihre Freunde kommen den Zeitdieben auf die Spur und versuchen, etwas gegen sie zu unternehmen. Das stellt sich allerdings als sehr schwierig heraus, da die grauen Herren sehr gut organisiert sind und schon tief in der Gesellschaft Fuß gefasst haben.
Im Laufe ihrer Abenteuer findet Momo mit Hilfe einer Schildkröte namens Kassiopeia, die durch Sprachnachrichten auf ihrem Panzer mit ihr kommuniziert, den Weg in das „Nirgendhaus“ in der „Niemalsgasse“. Dort lebt der Verwalter der Zeit, Meister Hora. Meister Hora lässt Momo einen sehr schönen Ort betreten, an welchem ihre persönliche Lebenszeit aus der Tiefe ihres Herzens aufsteigt. Danach schläft sie ein. Während sie schläft, vergeht draußen in der Welt ein ganzes Jahr. Als sie dann wieder in die Welt zurückkehrt, haben es die grauen Herren fertiggebracht, ihr durch Verlockungen, Einschüchterungen und subtile Zwangsmaßnahmen alle ihre Freunde zu entziehen. Diese sind jetzt für sie nicht mehr greifbar.
Zeitlose Einsichten
Wie sie es mit Hilfe von Meister Hora und dessen Schildkröte Kassiopeia schließlich doch schafft, den grauen Herren das Handwerk zu legen, wird hier natürlich noch nicht verraten.
Wie schon bereits oben erwähnt hat das Buch sehr viele hoch spirituelle Aspekte. Außerdem hat das von Herrn Ende gezeichnete Szenario sich als prophetisch erwiesen. „Momo“ erschien 1973 und anscheinend war schon damals absehbar, dass sich die Gesellschaft in eine Richtung entwickeln würde, in der die Menschen immer weniger Zeit haben. Dieser Trend hat sich seither noch um ein Vielfaches beschleunigt, und setzt sich weiter fort. Der Roman zeigt auf teilweise bestürzend direkte, teilweise sehr humorvolle und anschauliche Weise die Mechanismen auf, die in unserer Zeitnotgesellschaft herrschen. Die gute Nachricht ist: Wir haben selbst auch die Möglichkeit etwas zu verändern, so jedenfalls die Botschaft des Buches, die ich teile.
Prophetische Aspekte
Hier auch noch ein witziges Detail am Rande: Die Schildkröte Kassiopeia kommuniziert mit Momo durch kurze Sprachnachrichten auf ihrem Panzer. Hier hat Herr Ende vielleicht unbewusst die Kommunikation durch SMS vorweggenommen.
Eine sehr nachhaltige Buch-Empfehlung für alle, die hinter die Oberfläche der Dinge schauen möchten.
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